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CG LYMPHA: Fachklinik für Lipödem und Lymphödem

Lipödem am Bauch

Definition: Was ist ein Lipödem?

Um zu erklären, weswegen ein Lipödem nicht am Bauch oder dem Gesäß auftreten kann, muss zunächst die genaue Definition der Krankheit, das Krankheitsbild sowie der Verlauf betrachtet werden.

  • Bei einem Lipödem (Lipohyperplasia dolorosa) handelt es sich um eine angeborene Fettverteilungsstörung, welche symmetrisch auftritt und sich durch eine deutliche Disproportion zwischen Stamm und Extremitäten auszeichnet. In den Leitlinien der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften heißt es weiterhin: “Diese [Erkrankung] entsteht aufgrund einer umschriebenen, symmetrisch lokalisierten Unterhautfettgewebsvermehrung der unteren und/oder oberen Extremitäten.” Das bedeutet, dass sich das Fettgewebe an Armen und Beinen unkontrolliert vermehrt, während die anderen Körperbereiche nicht betroffen sind.
  • Die Körperproportionen der betroffenen Patientinnen erscheinen hierdurch asymmetrisch. Charakteristisch sind beispielsweise sehr stämmige Beine und schlanke Füße oder ein normal proportionierter Rumpf und übermäßige Fettdepots an den Extremitäten. Hände und Füße sind demnach nicht betroffen. Der derzeitige wissenschaftliche Stand schließt aus, dass ein Lipödem am Bauch existiert.
  • Zusätzlich gelangt aufgrund einer gesteigerten Fragilität der Blutgefäße deutlich mehr Flüssigkeit in das betroffene Gewebe. Dies führt im Laufe der Erkrankung zu einer starken Überlastung des Lymphsystems und in der Folge zu einer übermäßigen Überschwemmung des Unterhautfettgewebes mit Lymphflüssigkeit, was wiederum zu Umbauvorgängen des Zwischenzellgewebes führt, ein Ödem im klassischen Sinne existiert jedoch nicht. Darüber hinaus besteht eine Neigung zu Hämatomen nach Bagatelltraumata. Hinzu kommt, dass Betroffene typischerweise ein Spannungsgefühl inklusive einer erhöhten Berührungs- und Druckschmerzhaftigkeit empfinden. Auch enorme Spontanschmerzen, welche im Tagesverlauf zunehmen, sind ein typisches Symptom.

Lipödem am Bauch: Mythos oder Wahrheit?

Das Lipödem (Lipohyperplasia dolorosa) ist noch immer eine weitgehend unterschätze Erkrankung. 

Oft steht zunächst die Diagnose Adipositas im Raum und viele Betroffene berichten, dass erst nach jahrelangem Leiden die richtige Diagnose gestellt wurde. Vor allem in ihrem ästhetischen Erscheinungsbild fühlen sich die Erkrankten stark beeinträchtigt. Hinzu kommen seelische Belastungen, Druckempfindlichkeit und starke Schmerzen. Jedoch kann die richtige Behandlung Beschwerden nachhaltig lindern und die behandelten Patientinnen profitieren in der Regel von einer deutlich besseren Lebensqualität. Dennoch kursieren seit geraumer Zeit irreführende Informationen, welche von einem Lipödem am Bauch und Gesäß berichten. Eine eindeutige Fehlinformation, denn die Krankheit betrifft ausschließlich Arme und Beine! Nachfolgend erläutern wir Ihnen, weshalb ein Lipödem am Bauch und Gesäß nicht existiert und um welche Erkrankung es sich stattdessen handeln könnte.

Erste Symptome bei Lipödem Stadium 1 sind schwere Beine, Spannungsgefühl und Schmerzen in den Beinen sowie tastbare Verdickungen.

Die 5 wichtigsten Punkte vorab:

  1. Es gibt kein Lipödem am Bauch.
  2. Das Lipödem betrifft nahezu nur Frauen und manifestiert sich ausschließlich an Beinen und Armen.
  3. Typische Symptome sind Schmerzen, Druckempfindlichkeit, symmetrisch auftretende Fettpolster, Neigung zu Hämatomen und ein deutliches Missverhältnis der Körperproportionen.
  4. Ein Lipödem tritt oft in Kombination mit Adipositas auf.
  5. Sport oder Diäten führen nicht zu einer Reduzierung der krankhaften Fettpolster an den vom Lipödem betroffenen Armen und Beinen, können jedoch eine Gewichtsreduzierung an Bauch und Gesäß bewirken.

Die unterschiedlichen Stadien des Lipödems

Das Lipödem verläuft unabhängig von der betroffenen Körperregion in drei Stadien, wobei der Verlauf individuell unterschiedlich und nicht vorhersehbar ist:

Das Lipödem

Laut den fundierten Leitlinien der wissenschaftlichen medizinischen  Fachgesellschaften ergeben sich Lipödem-Veränderungen stets symmetrisch an Beinen und/oder Armen. Dabei kann sich die Fettvermehrung homogen über den ganzen Arm bzw. das gesamte Bein verteilen oder aber nur Ober- oder Unterarm bzw. Ober- oder Unterschenkel betreffen. Oftmals liegen Mischbilder dieser Lokalisations-Typen vor. Nur extrem selten tritt ein Lipödem an Armen ohne gleichzeitige Erkrankung der Beine auf.

Wer bekommt ein Lipödem?

Die Erkrankung betrifft nahezu ausschließlich Frauen. Bei Männern konnten lipödem-ähnliche Veränderungen nur infolge hormonell wirksamer Therapien, ausgeprägten Hormonstörungen wie Hypogonadismus oder bei einer Leberzirrhose festgestellt werden.
In der Regel tritt das Lipödem bei Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren in einer Phase hormoneller Veränderungen auf, z.B. Pubertät, Schwangerschaft oder Klimakterium. Laut einiger Experten ist bis zu jeder zehnten Frau in Deutschland an einem Lipödem erkrankt.
Auf der anderen Seite erhalten auch immer wieder Patientinnen fälschlicherweise die Diagnose Lipödem, obwohl ihre Symptome nicht den Kriterien eines Lipödems entsprechen. So verbreitete sich auch die Fehlinformation, dass ein Lipödem am Bauch existiere, obwohl dieses laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ausschließlich Arme und/oder Beine betrifft und es sich bei Fettpolsterungen im Bauchbereich vermutlich um Adipositas handelt. Insgesamt kann jedoch angesichts der weit verbreiteten Unsicherheit bezogen auf die Diagnosestellung von einer hohen Dunkelziffer an Frauen, die an einem Lipödem erkrankt sind, ausgegangen werden. Denn aufgrund der äußeren Erscheinungsform erhalten die Betroffenen oftmals die Diagnose Adipositas, obgleich die Fettpolster nicht auf die Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung zurückzuführen sind.

Vorurteile, dass ein Lipödem durch eine falsche bzw. ungesunde Ernährung oder mangelnde Bewegung selbstverschuldet sei, sind demnach ungerechtfertigt, da es sich um eine angeborene Fettverteilungsstörung handelt. Zwar geht mit der Erkrankung oftmals Übergewicht einher, doch auch normal- bis untergewichtige Frauen können an einem Lipödem leiden. Daher muss deutlich zwischen einem Lipödem und Adipositas differenziert werden. Hierauf soll im nächsten Abschnitt eingegangen werden.

Lipödem oder Adipositas?

Weisen Sie eine symmetrische, deutliche Disproportion zwischen Stamm und Extremitäten an Armen und/oder Beinen vor, welche gepaart mit lokalen Ödemen, Hämatomneigung sowie unangenehmen Druckschmerzen sind, besteht der Verdacht auf ein Lipödem. Verteilen sich die Fettpolster stattdessen am gesamten Körper und sind nicht ausschließlich auf Arme und Beine konzentriert, kann es sich um klassisches Übergewicht oder Adipositas handeln. 

Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, ist eine Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung, welche sich durch eine übermäßige Zunahme des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen auszeichnet. Häufig kommt es zu einem Mischbild von einem Lipödem und Adipositas, wobei es mitunter schwierig sein kann, eine differenzialdiagnostische Abgrenzung beider Krankheiten zu treffen. Daher wird ein Lipödem sehr häufig als Adipositas fehldiagnostiziert. Andersherum wird Fettleibigkeit fälschlicherweise als Lipödem am Bauch oder dem Gesäß konstatiert.

Die nachfolgende Tabelle zeigt Ihnen typische Merkmale der beiden Krankheiten inklusive Therapieoptionen auf, um eine Trennung von Lipödem und Adipositas vorzunehmen.

Lipödem Adipositas

Fettvermehrung

  • stark vorhanden
  • symmetrisch lokalisiert
  • Extremitäten betont
  • nur an Armen und Beinen möglich
  • stark vorhanden
  • am gesamten Körper möglich

Disproportion

  • stark vorhanden
  • ist möglich

Ödem

  • vorhanden
  • möglich

Druckschmerz

  • stark vorhanden
  • disproportional
  • nicht möglich

Hämatomneigung

  • stark vorhanden
  • nicht möglich

Therapieoptionen

  • Kompression MLD (Manuelle Lymphdrainage)
  • AIK (apparative, intermittierende Kompressionstherapie)
  • Liposuktion (Operativer Eingriff)
  • Gewichtsreduktion mittels Ernährung und Sport
  • Fettabsaugung (Ästhetischer Eingriff)

Lipödem oder Adipositas?

Das Lipödem tritt an Armen und Beinen auf - eine Adipositas kann den ganzen Körper betreffen!
Behandlungsmethoden

Therapie bei Lipödemerkrankung: Helfen Diät und Sport?

Viele Lipödempatientinnen begegnen dem Vorurteil, sie wären selbst für die überproportionalen Fettpolster verantwortlich. Jedoch sind falsche Ernährung, zu wenig Bewegung und starkes Übergewicht keine Auslöser für das Lipödem. Die genauen Ursachen für die Entstehung der Fettverteilungsstörung sind zwar noch nicht vollständig erforscht, einige Faktoren sprechen jedoch für eine vererbbare Veranlagung. Da in vielen Fällen eine familiäre Häufung der Krankheitsfälle zu beobachten ist, spielen nach Ansicht vieler Experten genetische Auslöser eine wesentliche Rolle für die Entstehung des Lipödems. Weiterhin ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer maßgeblichen Beteiligung des Hormons Östrogen auszugehen, da die Symptome durch hormonelle Veränderungen während der Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause einen deutlichen Schub erhalten.

Während also eine reduzierte Kalorienzufuhr, gesunde Ernährung und sportliche Aktivität die klassischen Mittel zur Reduzierung von unerwünschten Fettpolstern bei Übergewicht sind, zeigen Sport und Ernährungsumstellung bei einer Lipödemerkrankung keinen wesentlichen Effekt. Betätigen sich Lipödempatientinnen sportlich und achten auf ihre Ernährung, kann es durchaus zu einer Gewichtsreduzierung kommen, speziell im Bereich von Bauch und Gesäß. Die von der Krankheit verursachten Fettpolster an Armen und Beinen bleiben jedoch weitgehend unverändert erhalten. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Lipödem am Bauch oder dem Gesäß nicht existiert. Würde es sich bei den Fettpolstern dieser Körperregionen um ein Lipödem handeln, so würde eine Abnahme an Bauch und Gesäß nicht möglich sein. Denn eine Entfernung der überschüssigen Fettansammlungen beim Lipödem ist ausschließlich durch einen operativen Eingriff, die sogenannte Liposuktion, möglich. Diese stellt eine achsengerechte sowie lymphgefäßschonende Absaugung des krankhaften Fettgewebes dar und wurde vor 25 Jahren entwickelt. Zur Behandlung der Schmerzen durch ein Lipödem werden in der Regel zunächst physikalische Maßnahmen in Form der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) herangezogen. Diese setzt sich aus einer manuellen Lymphdrainage (MLD) in Kombination mit einer Kompressionstherapie, ergänzt durch Bewegungstherapie und Hautpflege, zusammen. Bei dieser konservative Therapie ist allerdings keine Umfangsverbesserung oder auch Fettreduktion zu erwarten. Hierzu hilft einzig die zuvor genannte Liposuktion. 

Und auch wenn Patientinnen 2 bis 3 Jahre nach der Liposuktion von einer Fettzunahme am Bauch berichten, ist diese nicht auf das Lipödem zurückzuführen. Denn Fettzellen, welche bei der Liposuktion entfernt wurden, können nicht erneut wachsen. Das bedeutet, dass das Lipödem auch nicht in andere Regionen wie dem Bauch “wandert”, d.h. die durch die Liposuktion neu entstandene Figur bleibt permanent bestehen. Eine Formänderung und Zunahme am Bauch nach der Operation können jedoch selbstverständlich stets durch Faktoren wie dem normalen Alterungsprozess, mangelndem Sport oder eine falsche Ernährung entstehen.

Nichtsdestotrotz bleiben die durch die Liposuktion erwirkten Verbesserungen immer sichtbar. Falls Sie begleitendes Übergewicht am Bauch oder Gesäß bei einem Lipödem behandeln wollen, empfiehlt sich die richtige Ernährung bei einem Lipödem. Diese hilft nicht nur, die Beschwerden zu lindern, sondern trägt auch dazu bei, den OP-Erfolg bestmöglich zu erhalten. Gerne sind wir auch in diesem Anliegen Ihr Ansprechpartner und stehen Ihnen beratend zur Seite.

Das Lipödem am Bauch ist ein Mythos

Wie zuvor ersichtlich wurde, tritt ein Lipödem ausschließlich an Beinen und/oder Armen auf. Ein Lipödem am Bauch oder dem Gesäß gibt es nicht! Zudem führt die Unterhautfettgewebsvermehrung in den Extremitäten zu der beim Lipödem typischen Schmerzsymptomatik.

So banal es klingen mag: Wenn das Gesäß ebenfalls vom Lipödem betroffen wäre, könnten Patientinnen mit einem Lipödem nicht ruhig auf einem Stuhl sitzen, da sie dabei Schmerzen hätten. Dass eine Gewichtsreduzierung an Bauch und Gesäß bei einer Lipödemerkrankung möglich ist, nicht aber an den vom Lipödem betroffenen Armen und Beinen, entspricht auch unserer klinischen Erfahrung mit hunderten von Patientinnen im Jahr, die uns mit der Diagnose bzw. Verdachtsdiagnose Lipödem aufsuchen. So gibt es Fälle, bei denen erfolgreich am Lipödem operierte Patientinnen noch eine deutliche Umfangsvermehrung an Bauch und Gesäß aufweisen. Ist eine deutliche Überproportion von Bauch und Gesäß durch eine entsprechende Aktivitätssteigerung und Diät nicht möglich, kann eine Fettabsaugung dieser Regionen in Erwägung gezogen werden. Eine derartige Operation stellt jedoch nicht mehr die Behandlung des lymphologischen Krankheitsbildes Lipödem dar: Es handelt sich hierbei um eine rein ästhetisch indizierte, kosmetische Operation. Begegnen Sie einer Praxis, welche eine Fettabsaugung als Behandlung eines vermeintlichen Lipödems am Bauch anbietet, sollten Sie lieber eine zweite Meinung einholen. Als Fachklinik für Lipödem und Lymphödem grenzen wir uns daher klar von der Existenz und Therapie von einem Lipödem am Bauch oder Gesäß ab. Wir führen keine Behandlung eines Lipödems am Bauch durch, da dieses schlichtweg nicht existiert. Selbstverständlich bieten wir Ihnen aber unsere individuellen und patentierten Behandlungsmethoden für ein Lipödem an Armen und/oder Beinen an, welche in 90 % der Fälle zu kompletter Schmerzfreiheit der Patientinnen führen.

Fazit

Falls Sie an verhältnismäßig großen Fettpolstern am Bauch und Gesäß leiden, wissen Sie nun, dass es sich hierbei nicht um ein Lipödem handelt. Vermutlich handelt es sich um Übergewicht bzw. Adipositas, welche nur mittels einer Umstellung des Lebensstils oder bspw. mit einer klassischen Fettabsaugung am Bauch zu bekämpfen sind. Oftmals treten Mischformen beider Erkrankungen auf, wobei eine Gewichtsreduzierung nicht an den vom Lipödem betroffenen Armen und/oder Beinen möglich ist, aber durchaus am Bauch!

 

Hinweis: Natürlich können auch trans* Personen, nicht-binäre und untergeschlechtliche Menschen von einem Lipödem betroffen sein.

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Autor: Dr. med. David Benjamin Christel

Studium an der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Univestität zu Göttingen.

Als erfahrener Operateur und Experte in lymphologischer Diagnostik ist Dr. Christel für die Lipödem-/Lymphödem-Sprechstunde und die operative Therapie in der CG LYMPHA zuständig.

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